Händeringend kämpfen Kommunen wie Luckau oder die Gemeinde Heideblick, aber auch benachbarte Städte um jeden Facharzt, der sich in der Region ansiedeln möchte. Quer durch alle Fachbereiche wird Unterstützung gebraucht. Denn die Terminkalender der Fachärzte sind in der Regel bis zum Anschlag gefüllt. Für die Patienten bedeutet das meist lange Wartezeiten – sofern die Praxen überhaupt noch neue Patienten aufnehmen können. „Wir können froh sein über jeden Arzt, der sich für unsere Region interessiert“, sagt Bürgermeister Gerald Lehmann. Und doch scheint trotz merklichen Bedarf eine Ansiedlung durchaus schwierig. Das musste auch der Luckauer Bürgermeister unlängst feststellen.
Luckau hatte Aussicht auf Jugendtherapeutin
Denn nicht nur die Gemeinde Heideblick muss scheinbar auf einen Orthopäden verzichten, weil es am Zuschlag der Kassenärztlichen Vereinigung fehlt. Auch Luckau hat unlängst ähnliche Erfahrungen sammeln müssen. Dort wollte sich eine Kinder- und Jugendpsychotherapeutin ansiedeln. Ebenfalls erfolglos. Die Sitze wurden allesamt in den Norden des Landkreises Dahme-Spreewald verteilt. So berichtet es die betroffene Therapeutin.
Die Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg kann sie nicht nachvollziehen. „Es ist sehr frustrierend. Man hat sich für die Region eingesetzt und dann das“, sagt sie. Intensiv habe sie sich im Vorfeld damit auseinandergesetzt, wo in der Region Bedarf besteht. Dabei hat sie unter anderem mit Vertretern der Stadt, hier ansässigen Therapeuten sowie Beratungsstellen Kontakt aufgenommen. Das Ergebnis: Zwischen Golßen und Luckau gibt es ihrer Ansicht nach eine Unterversorgung an Therapeuten für die Kinder- und Jugendpsychologie. Um Golßen, Dahme und Baruth gibt es gar keine Angebote. Wer entsprechende Behandlung in Anspruch nehmen möchte, muss nach Luckau, Lübben, Lübbenau oder Luckenwalde ausweichen. „Ich habe von einer Kollegin erfahren, dass bis zu zwei Jahre auf einen Termin gewartet werden muss“, berichtet die interessierte Therapeutin.
Ansiedlung scheitert erneut an Zulassung der KV
Der Bedarf ist also da. Dennoch scheiterte es am Zulassungsausschuss der KV. Dabei war die Therapeutin anscheinend sogar die einzige Bewerberin für die Region. Warum also die Absage? Die engagierte Therapeutin ist noch keine fünf Jahre approbiert – das allerdings ist eine Voraussetzung für einen Kassensitz. Von Berufskollegen erfuhr sie jedoch, dass im Landkreis bereits eine Ausnahme gemacht wurde. Dies wurde ihren Angaben zufolge mit dem dringenden Bedarf begründet. Deshalb legte sie Widerspruch ein. Und rechnete durch. „In Schönefeld können in 30 Fahrminuten mit Auto oder Bahn 35 Therapeuten erreicht werden, in Königs Wusterhausen sind es 28 und in Golßen nur acht“, begründet sie den Bedarf. Doch all das nützte nichts, der Sitz blieb ihr verwehrt. „Es ist besonders ärgerlich, weil ich im Vorfeld mit der Niederlassungsberatung der KV gesprochen habe. Die haben mich zu einer Bewerbung ermutigt“, sagt sie und ergänzt. „Es wird einem echt schwer gemacht.“
Luckauer Bürgermeister sieht KV in der Pflicht
Das sieht auch der Luckauer Bürgermeister Gerald Lehmann so. Aus seiner Sicht fehlt die Fürsorge der KV in der Region. „Es kommt einem manchmal so vor, als würde man unsere Region gar nicht sehen“, sagt Gerald Lehmann. Als Mittelzentrum habe Luckau auch eine Verantwortung gegenüber Nachbarkommunen. Doch der Mittelbereich Luckau werde anscheinend nicht erfasst. „Das ist nicht mehr akzeptabel“, sagt er. Der Bürgermeister will die Unabhängigkeit des Gremiums nicht in Frage stellen. Doch Entscheidungen wie beim Orthopäden für Heideblick, einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin für Luckau oder vor Jahren ein zusätzlicher Orthopäde sind für ihn nicht mehr nachvollziehbar. Kriterien müssen überdacht und das System auf zukunftsfähige Beine gestellt werden, fordert er. Damit die ländliche Region nicht abgehängt wird.
„Wir haben deswegen ein dringendes Interesse daran, in einen Dialog mit den Beteiligten zu treten“, sagt der Bürgermeister. So sieht es auch die Fraktion UWG der Stadt Luckau. Sie beobachtet hinsichtlich der ärztlichen Versorgung eine zunehmende Unsicherheit bei den Bürgern der Stadt. Sie regen daher an: „Wir sollten das Thema in die Region holen und mit den Leuten sprechen, die es betrifft“, schlägt Sven Off vor. Bei einer Art Bürgerstammtisch könnten Fragen, Sorgen und Nöte direkt mit Ansprechpartnern der KV oder Ärzten geklärt werden. Eine Idee, die auch Heideblicks Bürgermeister Frank Deutschmann unterstützt. „Dem würden wir uns gerne anschließen und uns mit Luckau zusammenschließen“, sagt Deutschmann.